Den Erfolg einer agilen Transformation messen – mit prädiktiven Metriken

Man bekommt, was man misst

Es ist eine aufregende Situation: Das Management hat der agilen Transformation (endlich!) zugestimmt. Du bist nun federführend an einer großen Initiative beteiligt und vielleicht werden schon erste Ergebnisse sichtbar. Meist sind diese aber schwer greifbar und es ist somit auch schwierig, sie in Präsentationen zusammenzufassen. Woher wissen wir jetzt, dass die agile Transformation erfolgreich ist und Früchte trägt?

In der Zusammenarbeit mit Kunden wie Apple, Mozilla und Roche haben wir festgestellt, dass oft das gleiche Problem auftritt: Es werden die falschen Dinge gemessen. Oft werden die Ergebnisse eines langen Prozesses betrachtet, nicht aber die Hebel und steuerbaren Metriken, die zu diesem Ergebnis geführt haben. Stelle dir eine Fußballmannschaft vor. Ihr Ziel ist es, Spiele zu gewinnen, indem sie mehr Tore als die andere Mannschaft erzielt. So weit, so gut. Wenn bei der Auswertung nur die Anzahl der Siege und der erzielten Tore gemessen werden, wird das Fußballteam vermutlich keine erkenntnisreichen Informationen aus diesen Daten ableiten können – nichts, was sie wirklich weiterbringt. Viel interessanter sind hingegen Daten wie die Anzahl von abgeschlossenen Pässen im Bezug zur Zeit, da das ein Indikator für die Kontrolle und Präsenz des Teams auf dem Spielfeld sein kann.

Das Ziel ist also nicht, das Ergebnis zu messen, sondern vielmehr die einzelnen Schritte, die letztendlich zum Erfolg führen. Diese “prädiktiven Metriken” (Englisch: “predictive metrics”) sind Frühindikatoren, die ein zu erwartendes Ergebnis voraussagen können. Und diese prädiktiven Metriken sind mächtig, denn mit ihnen kann nicht nur der Status quo gemessen werden – vielmehr ermöglichen sie es auch, Vermutungen über die Zukunft anzustellen.

Agile Implementierungen richtig messen

Agile Methoden im großen Stil einzuführen, kann zwei bis fünf Jahre dauern. Natürlich werden die großen Meilensteine auf diesem Weg festgelegt, aber es werden auch Frühindikatoren für den Erfolg der Implementierung gebraucht. So kann frühzeitig sichergestellt werden, dass sich die Organisation in die richtige Richtung entwickelt. Ein Jahr oder mehr ist zu lang, um konkrete Maßnahmen einleiten zu können. Alternativ sollten einige wenige prädiktive Metriken betrachtet werden, die anzeigen können, ob sich die Organisation zu verändern beginnt. Für viele Organisationen bedeutet die agile Transformation auch gleichzeitig eine große Veränderung systemischer Natur. Und die braucht Zeit. Die meisten großen Organisationen haben dieses Ausmaß an Veränderung viele Jahre nicht mehr erlebt, jüngere Unternehmen vermutlich noch nie.

Agile Arbeitsmethoden werden oft schon in Entwicklungsteams eingesetzt und es gibt häufig bereits ein dediziertes Grundwissen zu agilen Methoden im Allgemeinen. Agile Softwareentwicklung ist nahezu gängige Praxis geworden. Bei großen agilen Skalierungen sieht das oft anders aus. Man könnte sagen: Agile Entwicklerteams sind die Pflicht, agile Unternehmen sind die Kür. Denn: Ein solcher Wandel in einem Unternehmen erfordert eine groß angelegte Veränderung der Kultur, der Arbeitsweisen, der Tools und vor allem auch die Unterstützung des Managements.

Nur die Ergebnisse eines Prozesses zu messen ist oft sehr lästig, da Prozesse sehr langwierig sind und keine Indikatoren liefern, die Führungskräften schnelle Kursänderungen ermöglichen. Oft werden die gleichen Dinge auf unterschiedliche Weise betrachtet, was auch zu zusammenhanglosen und nicht nachvollziehbaren Kennzahlen führt.

Prädiktive Metriken – Verhaltensweisen verlässlich messen

Veränderung entsteht, wenn sich Verhaltensweisen ändern. Durch das Messen von Verhaltensweisen können drei bis fünf Schlüsselindikatoren sichtbar werden. Sie zeigen an, ob ein Wandel in der Organisation stattfindet (oder nicht). Wenn sich das Verhalten in einer Organisation verändert, hat der Wandel bereits stattgefunden. Prädiktive Metriken unterscheiden sich grundlegend von klassischen KPIs, da sie einen Prozess oder ein Verhalten messen. Diese Verhaltensweisen auf kleiner Ebene führen auf übergeordneter Ebene zu großen Veränderungen. Die Kennzahlen stellen also eine direkte Verbindung zwischen dem Plan und der Umsetzung her und ermöglichen  es, einen Wandel in der gesamten Organisation anzustoßen.

Drei bis fünf Schlüsselfaktoren aus den wichtigsten Bereichen reichen aus, um schrittweise Anpassungen vorzunehmen und bessere, schnellere Entscheidungen zu ermöglichen. Prädiktive Metriken sind auch ein Frühwarnsystem, das beim Abdriften von Projekten dabei hilft, diese wieder auf Kurs zu bringen.

Prädiktive Metriken bestehen aus drei Komponenten:

  1.  Identifizierung von “Hebeln” des Verhaltens.
  2.  Festlegung einer einfachen, greifbaren Metrik für diese Verhaltensweisen.
  3.  Erstellen eines Ziels für diese Kennzahl.

Die wenigsten agilen Transformationen sind sofort messbar erfolgreich. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das übergeordnete Ziel immer wieder aufs Neue in den Fokus gerückt wird.

Verhalten steuern – die richtigen Hebel finden

Wie können die Hebel identifiziert werden, die das Verhalten zielführend beeinflussen? Zuerst muss das Ergebnis klar sein – also der zukünftige Zustand, der erreicht werden soll. Und dann? Denke rückwärts! Beispielsweise hat ein großes Tech-Start-up auf der Suche nach Maßnahmen, um seine finanzielle Bewertung zu verbessern, mit prädiktiven Metriken gearbeitet. Folgendes Diagramm zeigt die Ziele, die das Unternehmen erreichen wollte (die prädiktiven Metriken sind dunkelblau):

Agile Transformation – Anwendungsbeispiel prädiktive Metriken

Eines der Ziele des Unternehmens war es, bis zum 10. Oktober zehn neue Mitarbeitende einzustellen. Um vorherzusagen, ob das erreicht werden kann, hätte das Unternehmen die Anzahl der Neueinstellungen pro Woche messen können. Aber eine aussagekräftigere Kennzahl ist die Anzahl der geprüften Lebensläufe, weil damit das Verhalten gemessen werden kann, das das Ziel vorantreibt. Die gemessene Zahl der Neueinstellungen zeigt, wann das Ziel erreicht wird. Die Zahl der geprüften Bewerbungen sagt voraus, ob das Ziel erreicht wird.

Sobald ein Hebel identifiziert wurde, der das Verhalten beeinflusst, sollte eine Steigerungsrate für diesen Hebel geschätzt werden. In diesem Fall ist die prädiktive Metrik die Anzahl der geprüften Lebensläufe pro Woche. Es ist das Verhalten, also eine bestimmte Anzahl von Bewerbungen pro Woche, die das Ergebnis voraussagt. Nur die Anzahl der Einstellungen zu messen ist das Hauptergebnis, aber der Prozess ist ein besserer Indikator dafür, ob das Ziel erreicht werden kann.

Die Devise des Start-ups lautete also: Messe, was jetzt getan werden kann (Bewerbungen prüfen), um vorauszusagen, ob das Ergebnis erreicht wird.

Der Schlüssel zum Erfolg einer Transformation

Prädiktive Metriken geben dem Management einen frühstmöglichen Indikator dafür, ob sich eine Veränderung auf dem richtigen (oder falschen) Weg befindet. Sie bieten eine direkte oder indirekte Verbindung zu den übergeordneten Zielen der agilen Transformation, um bei Bedarf schnelles Handeln zu ermöglichen. Eine hilfreiche Handlungsanleitung dafür ist:

  • Definiere die wichtigsten Hebel, die das Verhalten beeinflussen, und mache sie quantifizierbar.
  • Messe sie früh und regelmäßig – denke in Tagen und Wochen, nicht in Monaten und Jahren.
  • Stelle einfache, leicht umsetzbare prädiktive Metriken auf – keine IT-Implementierungen, keine langwierigen Meetings und Nachbesprechungen. Vor allem müssen die Kennzahlen zeigen, ob die gewünschte Veränderung eingetreten ist.

Messe die Prozesse und Verhaltensweisen, die zu weitreichenden Ergebnissen führen. Diese kleine Menge von Maßnahmen wird dann zu einer täglichen Übersicht, die den Erfolg und die Argumente für die agile Transformation greifbar macht. Die agile Skalierung ist zu wichtig, um sie der Zeit und dem Zufall zu überlassen. Mit prädiktiven Metriken weißt du sofort, ob dein Unternehmen auf dem richtigen Weg zum Erfolg ist.

Quelle: Atlassian, written by John Carter, Founder and Principal, TCGen Inc

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