Im ersten Teil des Experten-Interviews ist Claudia Delang, Art Director bei //SEIBERT/MEDIA/DESIGN, auf Logo-Analyse, geschichtenerzählende Logos und Logo-Trends eingegangen. In diesem zweiten Teil geht es um Standardpreise, ganz unterschiedliche Anforderungen an Logos und um die Frage, wann ein Unternehmen sein Logo einer kritischen Prüfung unterziehen sollte.
Claudia, kommen wir mal auf den Unternehmer zurück, der in Google das Stichwort Firmenlogo eingibt und nicht verstehen kann, warum er hier einen Preis von 250 Euro liest, da 2.500 Euro und dort wieder gar nichts. Und der sagt sich: Naja, ein Logo müsste ich eigentlich auch selbst gestalten können, wenn ich mich ein bisschen mit Photoshop auskenne.
Ja, tendenziell besteht natürlich die Möglichkeit, dass jeder an seinem Rechner Dinge gestalten und sich ein eigenes Logo erstellen kann. Zum Design gehören aber mehr als nur die Oberfläche, nämlich auch die Konzeption und die inhaltliche Idee. Das finale Logo ist dann das sichtbare Ergebnis aus dem Zusammenspiel dieser Faktoren.
Aber zu deiner Frage. Die Anforderungen an ein Logo können tatsächlich sehr variieren, deshalb ist es auch problematisch, Standardpreise zu nennen. Der Ein-Mann-Betrieb, der sich ausschließlich gegen die regionale Konkurrenz durchsetzen muss, hat andere Anforderungen als ein internationales Unternehmen, das unter seiner Dachmarke verschiedene Submarken vereint, die wiederum einzelne Produktmarken vertreiben.
Die Unternehmensgröße und die Ambitionen bestimmen die Anforderungen?
Genau. Kleine Unternehmen brauchen unter Umständen einfach ein funktionales Corporate Design, dessen Bestandteil unter anderem das Logo ist. Dieses Logo sollte aussagekräftig und prägnant sein und sich von der Konkurrenz absetzen.
Bei großen Unternehmen kommt es dagegen auf eine durchdachte Markenarchitektur an. Die Logos und Marken müssen zum Gesamtkonzern passen und es muss ein flexibles System entwickelt werden. Deshalb kann man nicht pauschal sagen, was eine Logo-Entwicklung kostet, das muss ganz individuell betrachtet werden.
Und wie lange eine Logo-Entwicklung dauert, kann man wahrscheinlich auch nicht sagen?
Natürlich kann man ein Logo an einem Tag erstellen. Das Ergebnis wird dann natürlich ein eher einfaches, funktionales Zeichen sein. Aber wie gesagt: Manche Kunden brauchen ja auch genau das. Sobald man jedoch die Grenzen eines kleinen und regional agierenden Unternehmens überschreitet, sollte ein bisschen mehr Zeit und Geld investiert werden, um den Grundstein für sein äußeres Erscheinungsbild zu legen.
Das Logo ist das Kernstück des Corporate Designs. Darauf baut alles auf und es ist auch das Element, das dem Kunden zuerst begegnet und ihm im Gedächtnis bleibt.
Nun ist oft die Rede davon, dass Firmen mit der Zeit gehen müssen, dass Veränderung etwas bewegt. Ich habe beispielsweise seit zehn oder zwanzig Jahren mein Logo, und das gefällt mir nach wie vor gut. Woran merke ich, dass es vielleicht doch nicht mehr ganz zeitgemäß ist?
Gute Frage. Richtig gute Logos sind zeitlos. Die können mehrere Jahrzehnte alt sein und funktionieren trotzdem noch genauso gut wie am ersten Tag. Natürlich sollte man als Unternehmensführung mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich immer wieder fragen: Wirkt meine Außendarstellung noch? Transportiert sie noch das, wofür mein Unternehmen steht?
Tendenziell ist es ja tatsächlich so, dass Unternehmen und Marken nicht stillstehen, sondern Zyklen unterworfen sind. Wenn sich eine Marke also neu orientiert, kann es notwendig werden, das Logo zu überarbeiten. Ob dabei nun eine Revolution oder Evolution angestrebt wird, hängt mit Sicherheit davon ab, wie groß der Umbruch im Unternehmen ist und wie fest das alte Logo schon verankert ist. Es kann nicht das Ziel sein, durch einen Relaunch die Bekanntheit zu gefährden.
Ein weiterer Grund für eine Logo-Überarbeitung kann auch Expansion sein. Kommen wir noch einmal auf das Beispiel mit dem Kleinunternehmer zurück. Ursprünglich war vielleicht ein kleiner Laden geplant, aber das Geschäftskonzept ist so gut aufgegangen, dass er jetzt expandiert und verschiedene Zweigstellen eröffnet. Vielleicht ist er auch international aktiv. Jetzt benötigt er neben dem ursprünglichen Logo noch Logos für die Zweigstellen oder das Logo muss generell noch einmal in Sachen Aussage oder Form überarbeitet werden.
Aber es gibt keine Faustregel: Nach zehn Jahren ist mein Logo reif für eine Überarbeitung?
Nein. Ein gutes Corporate Design ist so angelegt, dass es langfristig funktioniert. Aber es sollte auch immer wieder kritisch betrachtet werden: Sind wir noch zeitgemäß? Gibt es eine Neuorientierung der Marke? Hat sich der Markt verändert? Wichtig ist immer der Kontext, in dem sich das Unternehmen befindet. Darauf kommt es an und nicht auf fest definierte Zeiträume.
Und da kann ich mich als Unternehmer an //SEIBERT/MEDIA/DESIGN wenden, wenn ich Fragen zu meinem Logo bzw. meinem Corporate Design habe?
Natürlich. Wir haben in der Vergangenheit bereits viele Auftritte analysiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Der Kontakt kann zum Beispiel so ablaufen: „Wir haben hier ein Corporate Design – was halten Sie davon? Können Sie das mal professionell unter aktuellen Gesichtspunkten analysieren?“ Mit Sicherheit, ja.
Claudia, vielen Dank für die Einblicke und die Zeit.
Weiterführende Informationen:
Design-Auszeichnung: //SEIBERT/MEDIA/DESIGN erhält iF-Award
Logo-Design: Neue Anforderungen und innovative Lösungen
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