Allensbach-Studie 2008: Web-Gemeinde wächst weiter
Im Rahmen der neuen Allensbacher Computer- und Technikanalyse 2008 (ACTA) wurden mehr als 10.000 deutsche Schüler und Berufstätige zwischen 14 und 64 zu ihren Mediennutzungsgewohnheiten befragt und der Status des Internets als Informationsquelle untersucht. (Anmerkung: Die Beschränkung auf Berufstätige halten wir allerdings für problematisch. Einerseits lässt sie keine zuverlässigen Vergleiche mit den Ergebnissen anderer Studien zu und vermittelt andererseits ein nur in Grenzen repräsentatives Bild insbesondere von der Finanzkraft der gesamten Web-Gemeinde.)
Einige Erkenntnisse sind nicht überraschend und bestätigen insofern beispielsweise die jüngste Online-Studie von ARD und ZDF: Die Web-Gemeinde wird immer größer und ist allein in den vergangenen 12 Monaten um 2,5 Millionen Nutzer gewachsen. Heute bewegen sich 77% der deutschen Schüler und Berufstätigen ab 14 Jahren zumindest gelegentlich im Internet.
Auch der schon mehrfach beobachtete kontinuierliche Anstieg der Nutzungsfrequenz setzt sich fort: 59% der Internet-User nutzen das Web mehrmals täglich (Vorjahr: 54%). Für 46% aller befragten Internet-Nutzer (und damit für immerhin 35% der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren) ist das Web als tägliche Informationsquelle unverzichtbar.
Bevorzugte Informationsquellen: Internet holt weiter auf
Eine Wachablösung im Hinblick auf die Informationsgewinnung ist jedoch noch nicht in Sicht – für deutsche Internet-Nutzer bleiben Fernsehen, Zeitung und Radio nach wie vor die wichtigsten Informationsquellen.
Abb. 1: Wo sich User bevorzugt informieren (Mehrfachnennungen möglich)
Ein Blick ins Detail lohnt sich allerdings: So zeichnet sich ein bemerkenswerter Trend ab, der gerade die gebeutelten Zeitungsverlage vor eine Herausforderung stellt, denn offenbar verlieren Print-Medien bei jüngeren und gebildeten Nutzern gegenüber dem Internet an Boden. Bei den Usern mit Fachhochschul- und Hochschabschluss unter 40 Jahren hat das Internet die Zeitung als Informationsquelle bereits überflügelt. In dieser Nutzergruppe sehen 51% das Internet als wichtigste Informationsquelle an, nur noch 46% dieser User informieren sich über aktuelle Geschehnisse bevorzugt aus Zeitungen (Mehrfachangaben waren möglich). In dieser Alters- und Bildungsgruppe nimmt übrigens auch die Bedeutung des Fernsehens auf hohem Niveau ab.
Abb. 2: Bei jüngeren und hoch gebildeten Usern hat das Internet die Zeitung als bevorzugte Informationsquelle überholt
Insgesamt verdrängt das Internet als Informationsquelle die klassischen Medien nicht. Dennoch nimmt sein Stellenwert kontinuierlich zu – im Gegensatz zu TV, Zeitung und Radio, die hinsichtlich der ihnen beigemessenen Bedeutung stagnieren oder rückläufig sind.
Web-Inhalte: Steigender Bedarf an On-demand-Informationen
Angesichts der Fülle an Informationen im Web weicht das Bedürfnis nach einem kontinuierlichen Informationsfluss offenbar einer selektiven Suche und Nutzung von Informationen. Die ACTA 2008 will eine Tendenz hin zu einer Verengung des Interessensspektrums erkannt haben: User legen demnach immer weniger Wert darauf, unbedingt über das gesamte Weltgeschehen auf dem Laufenden zu sein, sondern die Informationsbeschaffung verläuft gezielt und beschränkt sich auf wenige individuelle Interessensgebiete.
Die ACTA 2008 sieht im wachsenden Bedarf an sogenannten On-demand-Informationen eine der wesentlichen Herausforderungen für Anbieter von Inhalten im Web. Auch und gerade Zeitungsverlage haben inzwischen erkannt, dass die bloße Übertragung gedruckter Texte ins Internet den Ansprüchen gerade der jüngeren User nicht genügt, und sind dank web-gerecht aufbereiteter Inhalte im Netz erfolgreich, verzeichnen doch die Online-Angebote der Tages- und Wochenzeitungen bemerkenswerte Zuwachsraten von bis zu 47% (FAZ.net).
Abb. 3: Alterszusammenhang zwischen Nutzungsfrequenzen von Internet und Zeitung
In Sachen Informationsbeschaffung holt das Internet langsam aber stetig auf, ist aber im Gesamtkontext betrachtet noch ein gutes Stück davon entfernt, den klassischen Medien wirklich „gefährlich“ zu werden. Einen interessanten Rückschluss lassen die Daten der ACTA 2008 zu:
Wer sich bevorzugt im Internet informiert, ist häufig gebildet und jung und gehört damit einer von allen Medien nicht von ungefähr stark umworbenen User-Gruppe an; eine Erkenntnis, die Unternehmen bei der Entscheidung über Investitionen ins Internet berücksichtigen sollten.
PS: Übrigens hat Allensbach auch die drei beliebtesten Websites der deutschen User ermittelt: Google erweist sich (wie kaum anders zu erwarten) mit über 30 Millionen Besuchern pro Woche einmal mehr als Branchenprimus, auf den Plätzen folgen eBay.de und Wikipedia.de.
Weiterführende Informationen:
Die Website der ACTA mit den aktuellen Ergebnisse als Präsentation
Online-Studie: Internet-Nutzung ist so hoch wie nie
Kaufentscheidungen: Das Internet ist wichtiger als TV, Zeitschriften & Co.
Information, nicht Unterhaltung: Das Internet wird bewusst genutzt
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