Vor einiger Zeit bin ich in der New York Times auf einen interessanten Beitrag gestoßen: Offenbar regt sich Widerstand gegen einen neuen Milchbehälter für Großverbraucher und für Händler, die in ihren Läden frische Milch aus Kunststoffkanistern verkaufen. Dies ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass jede Neuerung Zeit braucht, weil eine Veränderung im Denken der Leute mit ihr einhergehen muss.
Eigentlich überzeugt der neue Behälter durch eine ganze Reihe eindrucksvoller Weiterentwicklungen. Zum einen ist er viel umweltfreundlicher als der alte: Weil die Milch länger frisch bleibt, müssen weniger verdorbene Reste ausgespült werden, was den Wasserverbrauch senkt. Durch die neue Form lassen die Behälter sich zudem effektiver stapeln und da mehr Kanister in eine LKW-Ladung passen, reduziert sich der Kraftstoffverbrauch auf den Transportwegen. Dank dieser Kostensenkung ist die Milch in den neuen Behältern für die Kunden sogar etwas günstiger. Wo also ist das Problem?
Für den Artikel wurden einige Gegner der neuen Behälter interviewt. Ihr Hauptkritikpunkt: Das Ausgießen und Umfüllen der Milch in kleinere Gefäße sei schwieriger als früher (ein Resultat der etwas versetzten Öffnung und der veränderten Form).
Das zeigt uns eines: Man muss viel Energie investieren, um ein besseres Produkt oder Tool zu entwickeln. Ebenso große (wenn nicht gar größere) Anstrengungen sind allerdings nötig, um den Leuten zu zeigen, wie sie etwas Neues optimal nutzen und anwenden, und um die nötige Veränderung im Denken herbeizuführen, die für die Akzeptanz einer Neueinführung unerlässlich ist.
Nur weil Sie verstanden haben, dass es besser ist (ob nun ein neuer Milchbehälter oder ein Wiki), heißt das längst nicht, dass diese Vorteile jedem sofort klar sind. Deshalb ist die sogenannte „zweite Welle“ so wichtig, wenn etwas Neues eingeführt wird. Im Falle eines Wikis sind mit der „zweite Welle“ diejenigen User gemeint, die nicht zu den allerersten gehören und die das System nur zögerlich annehmen: Hier müssen Sie besonders einleuchtend und stichhaltig argumentieren, Zeit in Überzeugungsarbeit investieren und selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dann stehen die Chancen gut, dass Ihr Anliegen das große Publikum auch erreicht.