Die 90-9-1-Regel gilt als Richtwert für die Beteilung an Communities oder auch öffentlichen Wikis wie Wikipedia: 90% der Nutzer lesen ausschließlich passiv, 9% tragen nur gelegentlich Inhalte bei und das letzte Prozent bildet die Gruppe der Power-User, die regelmäßig und häufig nutzergenerierten Content zur Verfügung stellen.
Innerhalb von Unternehmen und im Hinblick auf die Beteiligung an erfolgreichen Corporate Wikis ist diese 90-9-1-Regel jedoch völlig außer Kraft gesetzt, das bestätigen meine Konsultationen immer wieder. Das Nutzerverhältnis ist ein komplett anderes: Der Anteil an Leuten, die sich oft und aktiv beteiligen, tendiert gegen 60%. Das ist gut, doch nun richtet sich der Fokus auf die verbleibenden 40%, die nur gelegentlich Inhalte beisteuern oder ausschließlich passiv lesen.
Hier wartet Arbeit. Allerdings bilden die bestehenden Strukturen in Unternehmen – im Gegensatz zu den Voraussetzungen in Online-Communities im offenen Web – eine gute Basis, um Mitarbeiter dahingehend zu beeinflussen, sich aktiver zu beteiligen. Wenn beispielsweise alle im Team das Wiki für Meeting-Agendas und Protokolle nutzen und Sie der einzige sind, der sich heraushält, werden Ihre Kollegen Sie ermutigen, ebenfalls im Wiki zu arbeiten. Sie werden das tun, weil sie (Ihre Kollegen) auf diese eine Mail von Ihnen gerne verzichten können, während alle anderen dank des Wikis viel effizienter miteinander kommunizieren.
Das Erfolgsrezept besteht in der Art und Weise, wie Ihre Team-Kollegen das tun: Wenn sie hart mit Ihnen ins Gericht gehen, weil Sie so zögerlich sind, beharren Sie vielleicht auf Ihrem Standpunkt und flüchten sich in eine Verweigerungshaltung. Wenn die Leute Ihnen aber freundlich zeigen, wie Sie sich beteiligen können, und Sie aktiv und geduldig bei den ersten Schritten unterstützen, ist das alles, was Sie benötigen, um ebenfalls anfangen zu können. Es kommt immer auch auf die Form der Kommunikation an, wenn Mitarbeitern Berührungsängste vor neuen Technologien genommen werden sollen.
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