Zwei von drei Deutschen sind online
Aus der alljährlich gemeinsam durchgeführten Online-Studie von ARD und ZDF gehen einmal mehr fundierte Erkenntnisse über die Verbreitung und die Intensität der Internet-Nutzung in Deutschland, die Zusammensetzung der Web-Gemeinde und die Surf-Gewohnheiten der User hervor.
Offenbar ist das Nutzerpotenzial des Internets noch längst nicht erschöpft. Im Jahr 2008 sind fast zwei Drittel der Deutschen ab 14 Jahren online (65,8%). Das entspricht 42,7 Millionen Nutzern und einem Zuwachs um 5% im Vergleich zum Vorjahr. Der durchschnittliche Surfer verbringt täglich 120 Minuten im Netz.
Zweistelliger Zuwachs bei Silversurfern
Ein weiterer Trend setzt sich ebenfalls fort, ist diese Zunahme doch vor allem dem Anwachsen der Nutzergruppe ab 60 Jahren, den sogenannten Silversurfern, zu verdanken. 29,2% der Deutschen zwischen 60 und 79 Jahren bewegen sich heute im Web, 11% mehr als noch vor Jahresfrist. Die Studie führt dies auf zwei wesentliche Faktoren zurück:
- Den hohen Stellenwert, den die Usability inzwischen einnimmt, mit der Folge, dass immer mehr ältere Menschen Berührungsängste vor Web-Anwendungen abbauen, und
- die wachsende technische Kompetenz bei älteren Menschen, die in zunehmendem Maße bereit sind, sich den Herausforderungen durch neue Technologien zu stellen.
Abb. 1: Nutzungsgewohnheiten nach Alter
Information und Unterhaltung
Im Rahmen der Auswertung der Online-Studie 2007 sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Web-Nutzung in Deutschland unter dem Motto „Information, nicht Unterhaltung“ zusammengefasst werden kann. Die aktuellen Daten relativieren diese Aussage etwas.
Zwar sehen 62% der Nutzer das Internet in erster Linie als Informationsquelle. Das ist allerdings ein merklicher Rückgang (2007: 72%). Im Vergleich dazu verstehen 19% der User das Web heute vornehmlich als Unterhaltungsmedium (2007: 14%). 18% der Surfer nutzen das Internet zur Informationsgewinnung und Zerstreuung gleichermaßen (2007: 17%).
Offensichtlich zeichnet sich also eine leichte Verschiebung in die Richtung „Information und Unterhaltung“ ab. Beleg dafür ist sicherlich die deutlich gestiegene Nutzung von multimedialen Angeboten im Netz (plus 10% auf 55%).
Abb. 2: Internet-Nutzung zur Information und Unterhaltung
Wer nutzt das Web 2.0?
Auch das Interesse an Web-2.0-Angeboten hat generell leicht zugenommen. In keinem Bereich sind Nutzungsintensität und -häufigkeit allerdings so stark mit der Alterszusammensetzung der User-Gruppen verbunden, wie im Web-2.0-Umfeld, das offensichtlich nach wie vor eine Plattform für jüngere Menschen ist. Diese haben die aktive Beteiligung längst zum festen Bestandteil ihrer Surf-Gewohnheiten gemacht.
Foren, Chats und Communities sowie private Netzwerke sind die am häufigsten genutzten Web-2.0-Ausprägungen. Eine eigene Präsenz in einer privaten Community ist beispielsweise für mehr als die Hälfte der jungen Nutzer inzwischen selbstverständlich; so haben 53% der User zwischen 20 und 29 Jahren in diesem Jahr aktiv Inhalte in einem privaten Netzwerk zur Verfügung gestellt.
YouTube- oder MyVideo-Filme sehen sich inzwischen 51% aller User regelmäßig an, fast jeder Dritte (60%) greift zumindest gelegentlich auf Wikipedia zu. Es bleibt jedoch zumeist bei der bloßen Rezeption, denn lediglich 3% der Nutzer steuern selbst user-generierten Content bei.
Abb. 3: Web-2.0-Nutzung nach Alter und Geschlecht
Fazit: Die Online-Studie 2008 zeigt, dass das Internet hierzulande längst einen selbstverständlichen Bestandteil des medialen Alltags bildet. Zudem bestätigt die Erhebung den Trend der zunehmenden Web-Nutzung durch ältere Menschen eindrucksvoll. Interessant ist darüber hinaus die Beobachtung, dass immer mehr User multimediale und auch interaktive Angebote (etwa in Form von Communities) nutzen und auch erwarten. Daraus ergeben sich spannende Herausforderungen für die Unternehmen, die im Web aktiv sind.
Weitere Informationen:
Die komplette Online-Studie mit Download-Möglichkeit
Information, nicht Unterhaltung: Das Internet wird bewusst genutzt
Usability-Spezifika für Senioren: Was Silversurfer von Websites erwarten
Kaufentscheidungen: Das Internet ist wichtiger als Zeitschriften, TV & Co.
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