Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Trends. Was „in“ ist oder „out“, zeigt sich unter anderem darin, was häufig oder selten zu sehen ist. Trends oder Modeerscheinungen werden geprägt von Farben, Formen, Wörtern, Bildern – und eben auch von Schriften.
Wir werden ständig mit Schriften konfrontiert – in der Zeitung, auf Verkehrsschildern, im Supermarkt, am Computer, auf Plakaten, im Web ... – überall gibt es etwas zu lesen. Eine Milchpackung aus den 70er Jahren wird andere Schriften abbilden als eine Milchpackung, die man jetzt im Supermarkt kauft. Und auf der Verpackung eines Toasters von 1980 werden andere Schriften als heute verwendet. Schriften prägen unsere Zeit enorm. Betrachtet man eine Schrift auf einem Medium, kann man bereits einschätzen, aus welcher Zeit es stammt.
Die Vielfalt an Schriften ist seit der Einführung des Computers unüberschaubar geworden. Allerdings kristallisieren sich immer wieder Schriften heraus, die aufgrund ihrer Qualität oder ihres Charakters bei Designern besonders beliebt und dementsprechend häufig zu sehen sind. An dieser Stelle seien einige besonders wegweisende und interessante Schriften genannt.
Helvetica – der Klassiker der Moderne
Die 1957 von Max Miedinger entworfene (und mehrfach umgearbeitete) Schrift mit ihrer klaren, aufgeräumten, ruhigen Wirkung ist ein echter Klassiker. Galt sie seinerzeit als Inbegriff der (von der Schweizer Grafik hochgehaltenen) Sachlichkeit, ist die „Schrift ohne Eigenschaften“ nach wie vor ein Musterbeispiel für zeitgenössisches Design, das zum 50jährigen Jubiläum eine wahre Renaissance erlebt hat.
Meta – die Schrift der 90er Jahre
Meta – zuletzt oft kopiert und ursprünglich gestaltet von Erik Spiekermann – ist dynamisch, ruhig und gut lesbar und eine DER Schriften der 90er Jahre. Sie ist auch in kleinen Schriftgrößen lesbar und eignet sich hervorragend für längere Texte, besticht durch einheitliche Proportionen und mehrere ungewöhnliche Buchstabenformen.
Dax – Innovation und Wohlfühlcharakter
Den Schriften, die im Trend liegen und zurzeit besonders beliebt sind, ist meiner Meinung nach gemein, dass sie teilweise ungewohnte Buchstabenformen haben, die reduziert und besonders charakterstark sind.
Dabei sticht eine Schrift besonders stark ins Auge: die von Hans Reichel entwickelte Dax und ihre Weiterentwicklung Daxline (eine Abwandlung der Dax, die für Lesetexte optimiert wurde). Ihre wesentlichen Merkmale sind der Verzicht auf An- und Abstriche sowie die Platz sparende Schmalheit bei gleichzeitiger Lesbarkeit und wenigen Kontrasten. Sie wird von Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen (UPS, norisbank oder Comdirect.) gern für Wortmarken verwendet.
Im Rahmen eines aktuellen Projekts hat auch //SEIBERT/MEDIA mit Daxline gearbeitet und unter anderem ein Logo für die Kardiologische Praxis entwickelt:
Der Schriftzug der Wort-Bild-Marke und auch die sonstigen Texte sind in verschiedenen Schnitten dieser Schrift gesetzt. Durch die Schrift werden die Werte Innovation und Wohlfühlcharakter in der Gestaltung verstärkt: „Innovation“ durch die ungewohnten Formen, „Wohlfühlcharakter“ und Menschlichkeit durch die gleichzeitig doch weichen, runden Formen.
Fago – zeitgemäße Formsprache
Eine weitere Lieblingsschrift vieler Designer – mich eingeschlossen – ist die von Ole Schäfer entwickelte Fago, die durch ihre Formsprache meiner Meinung nach äußerst zeitgemäß ist. Die riesige Auswahl an verschiedenen Schriftschnitten macht sie zu einem perfekten Corporate Font. Gerade in fetten Schnitten eignet sich diese Schrift auch gut für ausdrucksstarke Bildmarken.
Hier ein Beispiel für das aktuelle Projekt von //SEIBERT/MEDIA/DESIGN, dem ReLaunch des Corporate Designs der Firma CCSP:
Die Idee des AbfallMANAGERS braucht eine klare Sprache, die durch die Schrift Fago optisch transportiert wird.
Es lohnt sich, bei Texten nicht nur den Inhalt, sondern auch die Schriftart einmal genauer anzusehen. Schrift wirkt – wenn auch unbewusst. Umso bewusster sollte die Wahl der Schrift bei der Corporate-Design-Entwicklung getroffen werden. Man darf gespannt sein, wie die Trends sich entwickeln.
Interessante Links:
- Die 100 besten Schriften aller Zeiten
- FontShop
- Linotype
- Bedeutung der Schrift im Corporate Desig (eigener Artikel)
- Die Website von //SEIBERT/MEDIA/DESIGN
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