Das glückliche Intranet (Teil 1)

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Als es Martin Seibert gelang, mich mitten im Meeting zur Blog-Autorenschaft zu überreden, sprachen wir gerade über Intranets, die gewissermaßen aus sich selbst heraus leben können, weil sie "frisch, gesund, robust, anpassungsfähig und vital" sind. Diese Metaphorik in Arbeitssprache versteht fast jeder, auch im Akquisitionsgespräch kommt die Botschaft meistens rüber. Was es aber konkret bedeuten kann, dass ein Intranet über eine derartige Resilienz verfügt, das ist schon etwas schwieriger zu begreifen und zu erklären.

Glückliche und unglückliche Intranets

Dankenswerterweise hat meine Kollegin Dorina Gumm auf der letzten MiPo-Konferenz den für dieses Phänomen passenden Hilfsbegriff des "glücklichen Intranets" ins Spiel gebracht. Damit sollte sich in einem Blog-Artikel versuchsweise arbeiten lassen.

Was also ist ein glückliches Intranet? Eine erste Näherung können wir über das Gegenteil vornehmen, in dem wir über unglückliche Intranets nachdenken. Solche kennt fast jeder. In ihnen sucht der Mitarbeiter und findet nicht, schlechte Usability, Restriktionen und redaktionelle Flaschenhälse behindern und frustrieren ihn, manch ein System fühlt sich so schwerfällig an, als würde man mit dem Panzer zum Supermarkt fahren. Mit der Nutzung geht stets der Wunsch nach geordneten Ablagestrukturen, eingängigen und kurzen Klickstrecken, klarem Design und echten Unterstützungsangeboten einher.

Ist ein Intranet, das all das bietet, dann glücklich? Die Schwierigkeit liegt in der Vielschichtigkeit des Begriffs: Glück ist eine mystisch-emotionale Angelegenheit, die sowohl Seins- als auch Besitzzustände beschreiben kann: Ich kann glücklich sein und auch Glück haben.

Um dem glücklichen Intranet näher auf die Spur zu kommen, kann uns der Dichter Joseph von Eichendorf einen relevanten und auch heute noch praxisnahen Hinweis geben. Er schrieb vor rund 200 Jahren die romantische Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts", in der der Sohn eines Müllers in die Welt zieht, um "sein Glück zu machen". Aha! Man kann Glück also nicht nur als Seinszustand erfahren oder es haben, sondern es auch machen.

Damit sind wir beim Intranet-Projektleiter. Das Motiv, sich auf den Weg zu begeben und dabei Glück zu produzieren – dieser Anspruch steckt in manchem Intranet-Macher, der sich selbst, seine Kollegen und natürlich auch sein Intranet in glücklichen Zuständen wissen und auf diese hinwirken möchte.

Glücklich machende Intranets erschaffen

Für unseren Arbeitsbegriff des glücklichen Intranets stellen sich also einige Fragen: Kann ein Intranet selbst denn überhaupt glücklich sein? Die Antwort lautet natürlich nein; es ist und bleibt ein Objekt der technischen Welt. Kann es Glück haben? Ja. Nämlich dann, wenn seine Intranet-Verantwortlichen ihr Geschäft verstehen und es professionell ausgestalten. Kann es glücklich machen? Ja. Nämlich vor allem die Intranet-Macher selbst und natürlich die Nutzer.

Und genau auf letztere kommt es an, wenn es darum geht, das Konzept des glücklichen Intranets zu erklären. Hierzu eine exemplarische Begebenheit, sie ist als User Story zum Weitererzählen freigegeben: Die Persona Uschi Unsicher geht ins Intranet, sucht etwas enorm Wichtiges, findet es sofort, kann damit arbeiten und ist ab diesem Moment weniger unsicher. Als sie Abends nach Hause geht, ist sie deswegen glücklich. So funktioniert das: positive Erlebnisse und ein Happy End an jedem Tag. Die Herausforderung für Intranet-Macher ist es also, glücklich machende Intranets zu erschaffen.

(Wer fachlich tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet in der Recherche zu "Glücksforschung", "Joy of Use" und "Hedonischer Qualität von Softwareprodukten" zahlreiche Impulse, Gestaltungsansätze und kleine Tricks.)

Für den Intranet-Macher selbst ist allerdings eine besondere persönliche Voraussetzung wichtig, um glückliche Intranets zu erschaffen: Die eigene Gelingenszuversicht in Verbindung damit, sich im Eichendorff'schen Sinne aktiv auf den Weg zu begeben und sich zu bemühen, sein und anderer Glück zu machen. Das kann mit der inneren Haltung gelingen, den Anderen etwas Gutes geben zu wollen, und dafür seine fachlichen Möglichkeiten als Intranet-Macher einzusetzen. Dann können glückliche Intranets entstehen und viele Uschis glücklich werden.

Drei Fragen bleiben allerdings noch offen:

  • Was geschieht, wenn der Intranet-Macher selbst nicht glücklich ist, sondern missmutig oder gar unglücklich?
  • Welche Halbwertszeit hat ein glücklich machendes Intranet?
  • Ist es heutzutage realistisch, auf Intranet-Macher zu hoffen, die ihr eigenes Glück im Glück der Anderen finden?

Hier werden wir gelegentlich anknüpfen. Beim nächsten Mal geht es aber erstmal um Namen für Intranets.

Karsten Wendland ist Leiter des Instituts für Informationsgestaltung und Komplexitätsreduktion ininko® (www.ininko.de) im Steinbeis-Verbund und Professor für Medieninformatik an der Hochschule Aalen. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Digitalisierung der Arbeitswelt, Informationsmanagement und Technikgestaltung. Hier finden Sie eine Übersicht über alle Gastbeiträge von Karsten Wendland im //SEIBERT/MEDIA-Blog

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