Studie: Senioren und die Lesbarkeit von Web-Texten
Dass immer mehr ältere Menschen im Web aktiv sind, ist kein Geheimnis und wurde an dieser Stelle schon mehrfach thematisiert. Viele Senioren bringen andere körperliche Voraussetzungen mit als Vertreter anderer User-Gruppen und stellen entsprechend andere Anforderungen an Websites - auch das ist bekannt.
Bislang haben sich Studien zur Lesegeschwindigkeit und zur Lesbarkeit von Schriften meist auf die Bedürfnisse jüngerer User und Nutzer mittleren Alters konzentriert. Die Wichita State University hat sich bei einer Untersuchung nun speziell den Anforderungen von Senioren an Text im Internet gewidmet. Die Testteilnehmer waren allesamt Personen im Alter zwischen 62 und 83 Jahren.
Zur Studie: Exemplarisch wurden vier Schriftarten (jeweils in den Schriftgrößen 12 pt und 14 pt) auf ihre Lesbarkeit hin untersucht: Times New Roman und Georgia als Serifenschriftarten und Arial und Verdana als serifenlose Fonts. Georgia und Verdana wurden übrigens speziell zum Lesen am Bildschirm entwickelt.
Das Ergebnis: Ältere User bevorzugen Schriftgröße 14
Bei den Testtexten handelte es sich um Sachtexte mit jeweils ca. 680 Wörtern, in die je zehn zufällig platzierte und geringfügig veränderte Tauschwörter integriert waren (z.B. „cake“ statt „fake“). Bestimmt wurden die Lesegeschwindigkeit pro Text und die Anzahl der entdeckten Tauschwörter.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung sind folgende:
- Die Schriftgröße 14 ist effizienter – die Testteilnehmer fanden mehr Fehler.
- Die Schriftgröße 14 ist schneller – die Lesegeschwindigkeit war deutlich höher als bei Texten in Schriftgröße 12.
- Die Schriftgröße 14 ist beliebter – sie wurde von den Probanden subjektiv bevorzugt.
- Serifenlose Schrift ist beliebter als Serifenschrift und ist in kleineren Schriftgrößen auch besser lesbar.
- Bildschirm- und Print-Schriften unterscheiden sich bezüglich der Lesbarkeit nicht.
Soweit die Ergebnisse. Nun ist die Feststellung, dass Senioren größere Schriftarten bevorzugen, kaum überraschend. Das eigentlich Bemerkenswerte ist, dass dank der Studie eine konkrete Quantifizierung vorliegt: Ältere Menschen bevorzugen die Schriftgröße 14, Websites für diese Zielgruppe sollten auf diese Schriftgröße vertrauen. Damit wird Website-Betreibern, deren Angebote sich an Senioren richten, die Entscheidung zwischen zahllosen Alternativen (12 pt vs. 10 pt, 10 pt vs. 8 pt, usw.) einfach gemacht.
Websites für Senioren unterliegen speziellen Usability-Anforderungen
Ältere Menschen erobern das Internet. Diese Entwicklung vollzieht sich vergleichsweise langsam, ist aber unaufhaltsam, und Senioren stellen die einzige derzeit noch wachsende User-Gruppe dar: Schon heute nutzen mehr Deutsche über 60 als Teenanger das Web und es sind immerhin fast 30% der über 60-jährigen im Netz aktiv.
Mit diesem Prozess nehmen auch die Web-Angebote für Senioren zu. Bei der Entwicklung zielgruppengerechter und damit erfolgreicher Websites für Ältere kommt es darauf an, die äußerst spezifischen Bedürfnisse dieses sehr speziellen Nutzerkreises zu berücksichtigen.
Empfindet es ein User als problematisch und unangenehm, einen Text zu lesen, wird er sich im Web nach einem konkurrierenden Angebot umsehen, auf dem die verwendeten Texte seinen Anforderungen besser entsprechen. Deshalb bilden Texte in Schriftgröße 14 ein wichtiges Kriterium im Hinblick auf eine gute seniorenspezifische Usability.
Weiterführende Informationen:
- Die Ergebnisse der Studie im PDF-Format
- Silversurfer im Internet: Wie die Deutschen surfen
- Usability-Spezifika für Senioren: Was Silversurfer von Websites erwarten
- Kaufentscheidungen: Das Internet ist wichtiger als Zeitschriften, TV & Co.
- Über Lieblingsschriften und typografischen Zeitgeist
- Information, nicht Unterhaltung: Das Internet wird bewusst genutzt
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