Fehler treten auf und Fehler machen ausnahmslos alle. Sie sind unvermeidbarer Bestandteil des Arbeitslebens. Die Herausforderung besteht darin, wie mit ihnen umgegangen wird. Denn schon kleine Probleme können Abläufe empfindlich beeinträchtigen oder Kunden extrem verärgern, wenn sie nicht angemessen und zeitnah kommuniziert und behoben werden.
Fehler machen: Ja. Fehler in Kauf nehmen: Nein.
Niemand liefert absichtlich schlechte Arbeitsergebnisse. Zu einem angemessenen Umgang mit Fehlern gehört aber auch, sie nicht aus Nachlässigkeit zu machen und sie in keinem Fall billigend in Kauf zu nehmen. Wer Fehler macht, soll dazu stehen, denn sie passieren nun einmal und sind korrigierbar.
Unternehmen sollten daher ihre Mitarbeiter wissen lassen, dass niemand einem Kollegen den Kopf abreißt, dessen Arbeitsergebnis sich einmal als fehlerhaft erweist. Und kein Mitarbeiter gerät in Schwierigkeiten, wenn er auf einen eigenen Fehler aufmerksam macht. Es spielt keine Rolle, ob ein Projekt noch in den Kinderschuhen steckt oder schon abgeschlossen ist. Probleme, die unter den Tisch gekehrt werden, fügen Unternehmen unter Umständen immensen Schaden zu und ziehen sehr aufwändige Reparaturarbeiten nach sich, die absolut vermeidbar sind.
Fehler nicht bestrafen, Kritik nicht kritisieren
Unter einer offenen Kultur im Umgang mit Fehlern ist meiner Meinung nach zu verstehen, dass jeder Mitarbeiter Fehler melden kann und soll, und zwar unabhängig von seiner Position im Unternehmen. Niemand soll Angst vor „Strafen“ für eigene Fehler haben und ebenso wenig soll man befürchten müssen, für Kritik kritisiert zu werden. Allerdings ist Kritik differenziert und sachlich zu äußern und muss immer mit Vorschlägen zur Behebung und zur tieferen Analyse eines Problems verbunden sein. Das ist von guten Mitarbeitern zu erwarten.
Niemals ist ein angesprochenes Problem als ein Affront gegen einen Kollegen zu werten. Es geht nicht darum, jemanden „in die Pfanne zu hauen“, sondern ausnahmslos um das Mitdenken im Sinne des Unternehmens und damit im Sinne aller. Das zu kommunizieren und greifbar zu machen, ist gewiss nicht unkompliziert, erscheint mir aber der Mühe wert.
Jede Fehlermeldung ist Engagement für das Unternehmen
Dabei ist es wichtig, dass Verantwortliche ihren Mitarbeitern das Gefühl geben, dass Fehlermeldungen auch über die Bereichsgrenzen hinaus ausdrücklich erwünscht sind. Ein Designer darf und soll Fehler ansprechen, die er im Projektmanagement zu erkennen meint. Ein Programmierer darf und soll sich zum Bereich Finanzen äußern, wenn er den Eindruck hat, in einem Ablauf gäbe es Möglichkeiten zur Optimierung. Und vor allem sollte niemand befürchten müssen, seine Kompetenzen zu überschreiten. Das hat ganz praktische Relevanz, denn nicht selten birgt gerade ein Blick von außen Erkenntnispotenziale.
Sicher wird es vorkommen, dass Kollegen Fehler ansprechen, die gar keine sind oder sich als „falscher Alarm“ herausstellen. Aber auch diese Meldungen sollten zeitnah beantwortet und als Willensäußerung des Mitarbeiters anerkannt werden, Hilfestellungen zu geben, Prozesse zu verbessern und sich aktiv für das Unternehmen zu engagieren. Die Kenntnis von einem vermeintlichen Problem, das sich schließlich als irrelevant herausstellt, ist besser als ein Fehler, der unter den Tisch fällt.
Aus Fehlern lernen, um Fehler zu reduzieren
Bei der Fehleranalyse tritt oft die Ursache des Fehlers zutage. Darin liegt das Potenzial für Unternehmen. Wer die Wurzeln eines Problems kennt, kann Prozesse dementsprechend verbessern: Mit der Fehlerbehebung geht immer ein Erkenntnisgewinn einher. Wenn Fehler schon nicht ganz vermeidbar sind, sollten sie genutzt werden, um aus ihnen zu lernen und Wege zu finden, sie künftig zu reduzieren. Auf diese Weise bringt eine offene Kultur im Umgang mit Fehlern ein Unternehmen und den einzelnen Kollegen tatsächlich voran.
In diesem Sinne: Aus Fehlern lernen wir, wenn wir sie aktiv und differenziert sowie ohne falsche Eitelkeit und ohne Bereichs-Scheuklappen angehen. Dass diese Erkenntnis alt ist, ändert nichts an ihrer Weisheit und Relevanz. Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, zu ihren Fehlern zu stehen und Probleme offen anzusprechen. Wir tun es jedenfalls. 🙂
Nicht der Überbringer der schlechten Nachricht ist das Problem, sondern die schlechte Nachricht selbst. Und dieses Problem kann behoben werden.
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