Beim Usability-Engineering werden Anwendungen während ihrer Entwicklung oder Veränderung auf Herz und Nieren geprüft. Jakob Nielsen weist in seinem Whitepaper "Return on Investment of Usability" das Potenzial dieses Vorgehens in eindrucksvollen Zahlen aus: Professionelles und kontinuierliches Usability-Engineering führt zu einer etwa 100%igen Erfolgssteigerung einer Website. Natürlich sind dabei der Status Quo und die Tatsache zu berücksichtigen, dass die bestehende Version der Applikation oder Website ja schon eine gewisse Usability hat. Die Erfolgsspirale schraubt sich nicht unendlich in die Höhe und beispielsweise ein gerade vorgenommener ReLaunch unter Usability-Aspekten, der nochmals überarbeitet wird, zieht sicher keine weitere Verdoppelung des Erfolgs nach sich.
Aber Usability-Engineering ist nicht nur geeignet, Applikationen, Intranets und Websites zu verbessern, Usability-Engineering bewahrt auch vor Verschlechterungen.
Ein Relaunch und das böse Erwachen
Die Veränderung der Unternehmens-Website kann immer positive und negative Folgen haben. Niemand konzipiert und programmiert absichtlich eine Anwendung so, dass sie nach dem Relaunch schlechter ist. Doch immer wieder ergeben sich Situation wie diese: Ein Unternehmen verändert seinen Web-Shop und schaltet ihn online. Plötzlich stellt man fest, dass Verkäufe zurückgehen und Umsätze sinken. In der Konsequenz wird der ReLaunch panikartig zurückgenommen. Der Zusammenhang ist offensichtlich: Höchstwahrscheinlich hat sich die Usability der Applikation verschlechtert.
Bananen-Software …
Das Stichwort lautet Bananen-Software und das Prinzip ist altbekannt: Man erwirbt ein Programm und stellt ernüchtert fest, dass es voller Bugs ist und nur eingeschränkt funktioniert. Nach und nach stellt der Hersteller Updates und Patches zur Verfügung, die die Fehler beseitigen. Die Software "reift" also beim Kunden. Doch es gibt einen Unterschied zwischen einem gekauften Programm und einer Web-Applikation, durch die Umsätze erzielt werden sollen. Das verbugte Programm auf dem PC ist bezahlt. Funktioniert aber eine Web-Applikation nicht richtig, sucht der User sich gegebenenfalls eine nutzerfreundlichere bei einem anderen Shop.
… und A-B-Testings …
Eine verbreitete Methode, die Funktionsfähigkeit einer weiterentwickelten Applikation zu überprüfen, ist das A-B-Testing. Ein Teil der Kunden wickelt Käufe, Bestellungen etc. über die bekannte Software ab, ein anderer Teil der User arbeitet mit eine neuen Version. Im besten Fall steigt die Zahl der Abschlüsse bei der zweiten Kundengruppe. Ist die Alternativ-Version aber schlechter als die vorhergehende, geht die Zahl zurück. Das heißt im Klartext: Durch den Test sind dem Unternehmen Umsätze verloren gegangen.
… können teuer werden
Sowohl der Bereitstellung von Bananen-Software als auch dem A-B-Testing ist eines gemein: Im Fall der Fälle erkennt man am eigenen Misserfolg, dass eine Entwicklung schlecht war. Das kann teuer werden und eine solche Geldverbrennung ist absolut vermeidbar.
Erfolg durch kontinuierliches Usability-Engineering
Beim Usability-Engineering erfolgen Tests im Hinblick auf erfolgskritische Faktoren einer Anwendung. So können Situationen wie die oben beschriebenen von vornherein ausgeschlossen werden, denn Usability-Testing ist eine Form der Qualitätssicherung, die nahezu garantiert, dass Änderungen nicht zu einer Verschlechterung der Situation führen.
Das ist gerade für Unternehmen wichtig, die darauf angewiesen sind, dass ihre Projekte messbare Zahlen in Form von Umsatz ausweisen. Usability bedeutet, die Qualität in Projekten und den Erfolg von Websites zu verbessern und Verschlechterungen zu vermeiden.
Usability und Qualitätssicherung gehen Hand in Hand.
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Ist diese Reaktion aber nicht ein weiteres Zeichen für eine halbherzig Umsetzung: “ReLaunch panikartig zurückgenommen”? Wie soll der Fehler gefunden werden, wenn man den ReLaunch zurückzieht, vor allem wenn man vorher schon keinen Usability-Test vollzogen hat? Jetzt hat man doch online die Möglichkeit den oder die Fehler zu finden.
Ralph
Auch im Testbetrieb kann man ja unter realen Bedinungen testen. Grundsätzlich kann man auch ein A/B-Testing durchführen, bei dem man nur einen Teil der User auf die neue Lösung lässt und prüft, wie sich die Erfolge verändern.