Warum gutes und richtiges Deutsch wichtig ist

Manche Tage sind einfach nur trist. Schon die Lokalzeitung verdirbt einem das Frühstück mit "originellen Wortschöpfungen", schlechtem Deutsch (vor allem im Sportteil) und nicht selten auch mit Sinn- und Rechtschreibfehlern. Im Büro geht es kaum besser weiter, begrüßt einen doch als erstes ein tausendfach versandter Newsletter ohne Komma nach der persönlichen Anrede – und der erste „dass“-Fehler lässt auch nur zwei Zeilen auf sich warten. Kurz vor Mittag: Der Kundenkontakter der Agentur, die für die gesamte Produktion der Werbemittel zuständig ist, verabschiedet sich mit „vielen Gruessen“ am Ende seiner "email". Am Nachmittag lädt der Baumarktriese BAUHAUS groß in seine „Lichterstrasse“ ein und die Kollegen vom Praktiker werben seit ich denken kann ungeniert vor einem Millionen-Publikum im Fernsehen „mit 20% Rabatt auf alles – ausser Tiernahrung“. Das ist scheinbar nicht nur rechtlich nicht ganz korrekt, es setzt dem achtlosen Umgang mit der deutschen Sprache heute auch fast die Krone auf – würde da nicht wenige Sekunden später das ZDF-Laufband durchs Bild marschieren, um stolz wie Oskar auf die anstehende „Fussball“-Übertragung hinzuweisen. Vielen Dank.

Praktiker-Werbung

Sicherlich mag es deutlich mehr Menschen geben, denen diese Irrtümer nicht auffallen als solche, bei denen sie leichte Herzattacken auslösen; doch rechtfertigt das einen derartigen Umgang mit unserer Sprache? Das eigentliche Problem liegt dabei sehr viel tiefer als auf der Ebene einiger vereinzelter Fehler, die gerne verziehen werden: Diese fünf kleinen Beispiele zeigen, wie weit sich zahlreiche Unternehmen scheinbar davon entfernt haben, optimal in der Öffentlichkeit auftreten zu wollen. Das sind keine Flüchtigkeitsfehler die jedem gestattet sind. Hier sind Rechtschreibfehler auf Titelseiten von Prospekten, die in zig Briefkästen wandern, auf Plakatwänden an der Karstadtrolltreppe am Werk. Oder eben auch in E-Mails an Geschäftspartner, in TV-Werbung.
In dem Moment, in dem man an die Öffentlichkeit geht, sollte man doch gewillt sein, sich bestmöglich zu präsentieren. Die Erkenntnis ist traurig, dass dieses Bewusstsein heute scheinbar kaum mehr vorhanden ist.
Sicherlich ist eine E-Mail schnell versendet, ein kleiner Fehler übersehen. Aber die ständigen, vor allem präsenten groben Patzer, die sich große, anspruchsvolle Unternehmen und Agenturen leisten, überraschen schon in ihrer Häufigkeit, umstrittene Rechtschreibreform hin oder her. Das ist eine grundsätzliche Einstellungssache.

Die Außendarstellung beginnt im Kleinen, also mit einer ganz gewöhnlichen Korrespondenz-E-Mail, und endet irgendwann im Großen in der TV-Werbung. Am Anfang, mittendrin und auch im großen Auftritt gibt es schlichtweg keinen Bereich, der im Streben nach Perfektion außer Acht gelassen werden sollte. Wenn jemand schon nicht in der Lage ist einen 3-zeiligen Text fehlerfrei zu verfassen, wenn schon im Kleinen gedankenlos geschludert wird, woher sollte das Vertrauen in eine fehlerfreie Ausführung auf höherem Niveau kommen? Eine Frage, die sich zahlreiche Unternehmen und Agenturen in der Ansprache ihrer Kunden und deren Wirksamkeit scheinbar viel zu selten stellen, wenn überhaupt.

Worauf sollten Sie also in Zukunft achten? Ist es Ihr Ziel, auf Ihre Umgebung den bestmöglichen Eindruck zu machen, dann sollten folgende Vorgehensweisen ab sofort automatisiert werden:

  • E-Mails gehören nach dem Verfassen unbedingt noch ein zweites Mal Korrektur gelesen. Erst dann wird versendet, soviel Zeit sollten Sie sich nehmen.
  • Machen Sie Ihren Mitarbeitern und Kollegen klar, wie wichtig eine optimale Außendarstellung für den Gesamteindruck ist und weisen Sie auch auf kleinere Fehler hin. „Besserwisser“ gibt es nicht, aber „richtig“.
  • Prüfen Sie selbst oder beauftragen Sie eine entsprechende Person mit der Kontrolle aller Korrespondenz mit der Öffentlichkeit: Beim Geschäftsbericht hat nicht nur das Papier zu glänzen, sondern auch der Inhalt. Ebenso sollte es bei einer Broschüre, einem Faltblatt oder einem Katalog sein. Vor allem, wenn solche Aufträge von kleineren Agenturen oder Druckereien übernommen werden, können Sie hier selten mit einem entsprechenden Lektorat rechnen.
  • Alle größeren Werbemittel sollten den Anspruch haben, schlichtweg fehlerfrei zu sein: Der Webauftritt, großangelegte Prospekt-Aktionen oder auch Zeitungs-Anzeigen oder eben TV-Spots. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende, sondern investieren Sie in Ihr Image, um am Ende aus dem Spot nicht nur Spott als Rücklauf zu haben.

Eine Anmerkungen zum Schluss: Wer sich auf vergnügliche Art und Weise den Tücken und Schönheiten der deutschen Sprache nähern möchte, dem sei der Autor der Zwiebelfisch-Kolumne von Spiegel-online, Bastian Sick, und seine Bücher „Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod“ empfohlen.

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3 thoughts on “Warum gutes und richtiges Deutsch wichtig ist”

  1. Hallo Thorsten,

    ich kann dir nur zustimmen. Wenn man sich erstmal ein wenig mit dem Thema beschäftigt, dann merkt man erst wo sich überall die “Tücken” verbergen.

    Ich nehme mir den Artikel künftig zu Herzen.

    Grüße
    Jens

  2. Hallo Thorsten Brüggemann,
    oben Gesagtes sollte eigentlich selbstverständlich sein, zumal man ja elektronische Dokumente jederzeit korrigieren kann. Wie haben wir es früher nur geschafft, seitenlange handschriftliche Briefe einigermaßen korrekt hinzubekommen?

    Leider hat die Rechtschreibreform nicht dazu beigetragen, die Situation zu verbessern, ich habe eher den Eindruck, dass jetzt jeder einfach so schreibt, wie es ihm oder ihr passt.

    Den Kindern, die die neuen Regeln lernen müssen/sollen, mutet man jedes Jahr neue Änderungen zu und Menschen, die sich wie ich bisher sicher in der Rechtschreibung waren, können plötzlich keinen Satz mehr schreiben ohne ein Wörterbuch zu bemühen.

    Etwas eigenartig ist dabei, dass ausgerechnet die einfachste und konsequenteste neue Regel (die mit ß und ss) am häufigsten missachtet wird (oder fällt das nur mir auf?).

    Auf ein gutes Deutsch in der Kommunikation und liebe Grüße,
    Hans

  3. Hallo Hans,

    bedarf der erweiterte Infinitiv mit zu nicht bei starken Verben eines Kommas?

    Ich würde es wie folgt schreiben:
    …waren, können plötzlich keinen Satz mehr schreiben, ohne ein Wörterbuch zu bemühen.

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