Wenn man heute in der Planung einer Website ist und eine Informationsarchitektur erstellt, erliegt man häufig dem gewohnten hierarchischen und sequentiellen Denkmuster. Von oben nach unten und von rechts nach links. Wir beginnen mit dem Anfang und landen optimalerweise beim intendierten Ende.
Konkreter: Es herrscht immer noch weit verbreitet und nicht nur bei Web-Laien die Annahme, der "Anfang" in diesem Sinne, sei die Startseite einer Website. Sieht in der Informationsarchitektur ja auch logisch aus. Von oben nach unten erschließt sich der Baum am besten.
Aber denken Sie über Ihr eigenes Surfverhalten nach: Wenn Sie auf einer Website landen. Suchen Sie dann immer zuerst nach der Startseite, um sich zu orientieren? Wohl kaum. Man landet irgendwo und liest nach, ob man findet, was man sucht. Häufig erfolgen solche Einstiege über Suchmaschinen. Und es braucht gar keine zitierten Studien um zu erkennen, dass die meisten so eingeleiteten Sitzungen nicht auf der Startseite der Website beginnen.
Natürlich können Sie erzwingen, dass die Suche immer auf der Startseite beginnen. Webseiten, bei denen Deeplinks nicht oder nur schwer möglich sind, sorgen dafür (Flash-Sites, Frames, iFrames, dynamische Systeme, die Session-Daten brauchen, ...). Messen Sie auf solchen Seiten mal die Abbrecherquoten. Wer will schon nach der Suchanfrage auf der vermeintlichen Ergebnisseite noch einmal mit der Suche beginnen.
Der Anteil der Besucher, der durch Deeplinks auf Seiten findet übersteigt in aller Regel die direkten URL-Eingaben der Startseite und die sonstigen Startseiten-Besucher um ein Vielfaches. Es ist nicht selten, dass gemessen wird, dass die Startseite gar nicht die Seite des Auftritts ist, die am häufigsten aufgerufen wird.
Die Erkenntnis ist unausweichlich:
Die Startseite ist tot! Eine Fokussierung auf hierarchische Surfsitzungen, die bei der Startseite beginnen, ist unsachgemäß.
Daraus sollten folgende Schlüsse gezogen werden:
- Jede Website muss dafür sorgen, dass man auf jeder möglichen Einstiegsseite eine Orientierung einfach möglich ist.
- Eine Brotkrumen-Navigation (Navigationspfad) nach dem Schema: "Sie sind hier: / Start / Unternehmen / Geschichte /" ist hilfreich.
- Die Hauptnavigation sollte auf jeder Seite direkt und prominent ersichtlich sein.
- Die Konzeption und das Design einer Website bis zur mindestens 4. Navigationsebene ist auch bei kleinen Websites wichtig. Leicht werden einzelne Bereiche tiefer. Wer vorher nicht darüber nachdenkt, büßt später Übersichtlichkeit ein.
- Eine Suchfunktion innerhalb der Website sollte immer verfügbar und funktionsfähig sein.
- Ein Klick auf das Logo muss zur Startseite führen.
- URLs sollten möglichst lesbar und unveränderlich sein, damit Benutzer Lesezeichen setzen können und die Internet-Adresse leicht in eine E-Mail an Dritte kopieren können.
- ...
Mehr über die Creative-Commons-Lizenz erfahren
“Die Startseite ist tot! Eine Fokussierung auf hierarchische Surfsitzungen, die bei der Startseite beginnen, ist unsachgemäß.”
Richtig ist vielmehr: Die Startseite ist tot, lang lebe die Startseite!
1. Immer noch gehört die Startseite, jedenfalls bei etablierten Websites, mit großem Abstand zur Haupteingangsseite.
2. Jede andere Webseite sollte zumindest die grundsätzlichen Funktionen der Startseite wiedergeben. Aber das ist wirklich ein sehr alter Hut.
Dies hat auch Folgen für das Absender- und Kommunikationsverhalten. Das Logo alleine, bzw. der Unternehmensname gibt nur unzureichend Aufschluß darüber wo man sich befindet. Treffender formuliert: Bei wem man gelandet ist.
Bisher wurden kommunikative und imagestiftende Maßnahmen zum Großteil nur auf der Startseite platziert. Insbesondere bei Märkten mit hoher Konkurrenzdichte führt primär die werteorientierte Identifikation mit dem Unternehmen dazu, ob man sich länger auf einer Seite aufhält als rationale Kriterien wie Preis oder Informationsgehalt. Dies gilt sogar für Banken, bei denen es ausschließlich um rationale Dinge wie Geld geht.
Die Konsequenz ist:
1. Auch auf Unterseiten sollte ein Image- und Kommunikationsfeld platziert werden.
2. Die Unterseiten müssen an Designqualität gewinnen, denn “you never get a second Chance to make a first impression”.