Jeder, der ein Haus oder eine Wohnung kaufen will oder einfach nur umzieht, hat sich sicher schon einmal damit beschäftigt, wie die Wohnung zum derzeitigen Arbeitsplatz liegen soll.
Nachfolgend findet sich eine beispielhafte Rechnung, die aufzeigt, wie "teuer" die Entfernung zum Büro tatsächlich ist:
Die Aufstellung liest man so:
- Man sucht sich die Spalte mit dem Monatsgehalt heraus, die dem eigenen am nächsten kommt.
- Man sucht die Entfernung zum Büro heraus.
- Für den grünen Wert:
"Jemand, der 1.000,00 Euro pro Monat verdient und 2km vom Büro entfernt wohnt, zahlt in 25 Jahren einen Betrag von 2.945,50 Euro mehr als wenn er direkt am oder im Büro wohnte."
- Für den blauen Wert: "Hat diese Person, die Wahl zwischen einen Standort in 10km und einem in 2km Entfernung, kostet ihn der 8km weiter entlegene Standort 14.727,50 Euro - 2.945,50 Euro = 11.782,00 Euro mehr.
Leider funktioniert eine solche Aufstellung einfach verständlich nur unter Annahmen, die hier dargestellt werden sollen:
- Es wird monatlich 160 Stunden gearbeitet.
- Die Fahrtzeit für 10 Kilometer beträgt 12 Minuten (inkl. Verkehr) im Durchschnitt.
- Es sind täglich eine Hin- und eine Rückfahrt erforderlich.
- Die Anzahl der Arbeitstage pro Jahr (abz. Krankheit, Urlaub, …) beträgt 215.
- Die Anzahl der Jahre, die man in einer Wohnung / einem Haus wohnt und Arbeitet
beträgt 25 Jahre. Dabei gehe ich davon aus, dass sich eh nur jemand, der sich wirklich definitiv niederlassen möchte, überhaupt mit solchen Fragen beschäftigt. - Benzin- und Verschleisskosten des Autos pro Kilometer betragen 0,30 Euro.
- Bei der Berechnung der Kosten für die Fahrtzeit wird angenommen, dass der Betroffene seine Freizeit mit dem gleichen Wert bemisst, wie ihm seine Arbeitszeit bezahlt wird.
- Bei Selbständigen ist das relativ wahrscheinlich. Hier müsste allerdings die monatliche Anzahl an Arbeitsstunden meist wohl angepasst werden.
- Der Arbeitsplatz und dessen Standort darf nicht wechseln (ist über 25 Jahre vermutlich etwas realitätsfern). Ohne diese Prämisse kann man aber nicht rechnen. 🙂
- Bei Arbeitnehmern gilt dass, wenn Sie beispielsweise Überstunden in unbegrenztem Umfang ausgezahlt bekämen.
- Die Bruttolohnkosten werden in vollem Umfang als Nutzen angesehen. (Einiges geht ja für die Rente und Krankenversicherung usw. ab.)
- Das Gehalt bleibt über den gesamten Betrachtungszeitraum hin konsant. (sehr unwahrscheinlich) 🙂
- Bei der Betrachtung müssen in Haushalten mit mehreren Personen (z.B. Ehepartner) auch noch deren berufliche Beschäftigung berücksichtigt werden.
Wer mit anderen Werten Rechnen möchte, kann einfach die Vorlagen-Excel-Tabelle herunterladen und selbst damit kalkulieren.
Zusammenfassung
Was man aus dieser Betrachtung lernen kann:
- Es lohnt sich, bei der Wahl des privaten Standortes, darauf Rücksicht zu nehmen, wo sich das Büro befindet.
- Wenn man weiter auf's Land hinaus zieht, wird zwar der Kaufpreis für Grundstücke und Hausbauten deutlich günstiger. Dafür steigen aber die eigenen Kosten für Fahrtzeiten und Benzin.
Kurz gesagt: Am besten, alle wohnen künftig im Büro. 🙂
Späte Einsicht, aber immerhin. Das ist ja wie im Finanzministerium: Auch dort hat man erst jetzt erkannt, dass es schlicht schizophren ist, mit der Eigenheimzulage die Zersiedelung voranzutreiben, um dann mit der Pendlerpauschale den Weg zur Arbeitstelle finanzierbar zu machen. 😉
In Deinen Ausführungen geht es ausschließlich um die alleinlebende Person, die idealerweise in jeglicher Umgebung wohnen kann.
Hat man jedoch Kinder, will man i.d.Regel nicht in der Innenstadt wohnen, obgleich dies vielleicht am verkehrsgünstigesten wäre. Man legt wohlmöglich darauf Wert, dass der Nachwuchs draußen, auch außerhalb des Grundstückes, und in unverpesteter Luft einigermaßen unbeschadet spielen kann. Auch möchte man wohl nicht, dass ihm auf dem Nachhauseweg von irgendwelchen Typen ein Veilchen produziert wird, da man in einer entsprechenden Risikogegend, aber dafür nahe des Arbeitsplatzes, wohnt.
Kurz: Das Kriterium der Entfernung rückt damit in den Hintergrund. Andere Faktoren sind sehr viel wichtiger. Nicht mehr nur die eigene Vorstellung von Lebensqualität zählt, sondern die Lebensqualität einer Gemeinschaft. Anderes wäre fatalerweise egozentrisch.
Aber wenn nur von einer workoholischen Idealfigur ausgegangen werden kann, ist wird der Ansatz hinfällig. Zu viele Faktoren dreschen in der Realität auf diese Idealfigur ein – und die Realität frißt wieder einmal die Theorie. 🙂
Juju: Du übersiehst, dass auch die Arbeitsstelle im Grünen liegen kann. 😉
Liebe Juju,
unsere egozentrischen und workoholischen Idealfiguren sind mittlerweile nicht mehr in der Lage klar zu denken. Ihnen hat sehr wahrscheinlich die schlechte Luft der Innenstadt den Verstand vernebelt. Vielleicht hat ihnen aber auch einer der Typen kein Veilchen produziert, sondern vielmehr ein paar Pillen angeboten, die nun Wirkungen zeigen. Wir sollten uns darum bemühen, die beiden Kleinen aus dieser schädlichen Umgebung zu retten. 😉
Nicht nur die Nähe zum Büro, sondern die Nähe zur Stadt wird attraktiver, wenn Pendlerpauschalen und Eigenheimzulagen wegfallen. Das neue Stichwort heißt “Zeitgeiz”.
Stefan: Hier musst du allerdings auch die nicht zu übersehenden finanziellen Anforderungen beachten.
Aus eigenem Beispiel weiss ich, dass man in Wiesbaden für ein Baugrundstück (ca. 500-600 qm) in guter Lage mal eben […] EUR hinblättern kann. Wenn’s in Sonnenberg sein soll, ist unter […] eigentlich nichts zu haben.
Ab gesehen davon, dass es in Wiesbaden so gut wie keine Baurundstücke mehr gibt (alles Abriss, der auch noch finanziert werden muss): Ein größeres, ruhigeres Grundstück im Grünen etwas außerhalb liegt deutlich weiter unten im Preis.
Beispiele: Schlangenbad-Wambach: […] EUR,
Hattenheim: […] EUR.
Um wieder die Kurve zum kommentierten Artikel zu schneiden, unterscheiden sich die Lagen gar nicht wesentlich vom Abstand zu unserem Büro (//SEIBERT/MEDIA):
Wambach: 16 km, Hattenheim: 12 km, Wi-Sonnenberg: 10 km
Martin: In deiner Rechnung ist natürlich (?) nur der arbeitende Part der Familie berücksichtigt. Wenn das Büro nicht in der Stadtmitte angesiedelt ist (unseres ist es auch nicht), dann musst du auch noch Zeit und Spritkosten für die andere Hälfte der Familie einrechnen. Denn der tägliche Weg zum Kindergarten oder zur Schule muss auch berücksichtigt werden.
[Einige Euro-Angaben wurden entfernt.]
Entfernungspauschale: Längere Strecke verkehrsgünstiger?
http://heilgendorff.de/cgi/news.cgi?detail=2006032
7,9 Millionen Bundesbürger fahren mehr als 20 km zur Arbeit
Wiesbaden (ots) – Wie das Statistische Bundesamt anlässlich der
Entscheidung des Bundesfinanzhofs zur Entfernungspauschale mitteilt,
haben im Jahr 2002 – dem letztverfügbaren vollständigen
Veranlagungsjahr – 16,0 Millionen Bundesbürger von der damaligen
Entfernungspauschale, die keine Kilometerbeschränkung vorsah,
profitiert.
http://www.presseportal.de/pm/32102/1045106/statistisches_bundesamt/rss