Automotive Day 2024 die Erste: Der kontroverse Talk des Tages – Joe Justice über das “MuskModel”

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Nicht erst seit gestern ist die Automobilindustrie von Umbrüchen und Zielkonflikten geprägt: Wie lassen sich Innovation und Compliance miteinander verbinden? Wie gelingt der Technologieumbruch trotz Kostendruck? Und welche Auswirkungen haben die neuen Wettbewerber wie Tesla oder chinesische Hersteller auf die Branche?

Mit diesen und weiteren, spannenden Fragen haben wir uns am Automotive Day 2024 beschäftigt – besonders mit den Auswirkungen des zunehmenden Wettbewerbs. Joe Justice, ehemaliger Mitarbeiter von Tesla, eröffnete dafür die Veranstaltung mit seinem Vortrag “TeslaSpeed: What Elon Musk would do first if he bought a German OEM” – und sorgte damit direkt nicht nur für reichlich Diskussionsstoff, sondern schuf damit auch einen Bezugspunkt für den gesamten Tag.

Wir gehen in medias res: Was würde Elon Musk denn nun direkt tun, wenn er einen deutschen Automobilhersteller kaufen würde?

1. Den Vorstand entlassen und sich auf ein langfristiges Ziel ausrichten

Direkt die erste These ließ bereits ein Raunen durchs Auditorium gehen: Joe vertrat die Ansicht, dass Musk als Erstes den gesamten Vorstand des Unternehmens entlassen würde. Und warum? Um den Fokus der Firma auf ein 1.000-jähriges Ziel auszurichten.

Musk habe die Erfahrung gemacht, dass Vorstände auf seine sogenannten “1,000-year goals” ablehnend reagierten und stattdessen auf kurzfristigen Profit aus seien. Um diese Differenzen zu beseitigen, sei die Konsequenz, den bisherigen Unternehmensvorstand zu entlassen.

Joe Justice schlussfolgerte, dass Musk dadurch eine klare Ausrichtung erziele, ohne dass das Unternehmen durch kurzfristige finanzielle Interessen (von Seiten des Vorstands) eingeschränkt oder abgelenkt sei.

2. Personal kürzen und sich auf direkte Ingenieursarbeit fokussieren

Auch die zweite These stand der ersten in Sachen Provokation in nichts nach. Denn: Musk würde massenhafte Kündigungen aussprechen.

Konkret sei damit zu rechnen, dass Musk 80 % der Mitarbeiter*innen entlassen und alle Positionen streichen würde, die nicht mit der Produktentwicklung in Verbindung stehen. Ähnliches war tatsächlich auch beispielsweise bei der Übernahme von ehemals Twitter zu beobachten.

Joe Justice resümiert, das Ziel dieses Verhaltens sei, das Unternehmen effizienter zu gestalten und den Fokus auf die Entwicklungsarbeit und Produktion zu legen.

3. Remote-Arbeit verbieten und direkte Zusammenarbeit fördern

Nach den Kündigungen ist vor den Verboten. Als dritten Schritt würde Musk laut Joe die inzwischen bei vielen Menschen beliebte Remote-Arbeit und Homeoffice verbieten – denn seine Präferenz sei, dass die Mitarbeiter*innen vor Ort arbeiten.

Laut Joe Justice ist Musk oft selbst in den Unternehmen präsent und arbeitet häufig den ganzen Tag eng mit den Ingenieur*innen zusammen. So sollen Mitarbeitenden motiviert und neue Talente angezogen werden, die direkt mit dem Firmenchef zusammenarbeiten und von ihm lernen wollen.

4. KI und Automatisierung flächendeckend einsetzen

Musks Entscheidungen sind nicht nur kontrovers, sondern oftmals auch disruptiv. Die vierte These unterstreicht das: So sei es wahrscheinlich, dass Musk konsequent KI und Automatisierungen in seinen neu erworbenen Unternehmen einsetzen und verwenden würde – im großen Umfang. Dieses Vorgehen soll Design-, Test- und Zertifizierungsprozesse drastisch beschleunigen.

Hierbei gehe es darum, schnelle Innovationen und Ergebnisse umzusetzen, die auf die großangelegten Ziele einzahlen sollen.

Lesen ist gut, Sehen ist besser: Schau dir den Talk von Joe Justice an!

Du bist nach diesem ersten Einblick neugierig geworden? Dann laden wir dich ein, dir den Talk über die Frage, was Elon Musk als Erstes tun würde, wenn er einen deutschen Automobilhersteller kaufen würde, selbst anzuschauen. Findest du die Thesen schlüssig oder einfach nur provokant? Wie siehst du das Ganze? Hier geht's direkt zum Vortrag:

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Mehr Informationen

(Reinschauen lohnt sich in jedem Fall: Joe hat nämlich ein äußerst spannendes Miro-Board verwendet.)

Hast du selbst ein skalierend-agiles Projekt vor dir? Dann nimm doch gerne Kontakt mit dem Veranstalter hinter dem Automotive Day, dem Implementation Flow Network, auf! Das Netzwerk hilft dir gerne mit seiner breiten Expertise bei deinen agilen Herausforderungen.

Kritische Einordnung

Bei den oben erwähnten Schritten und Maßnahmen handelt es sich einzig und allein um Joes Thesen, Annahmen und Vermutungen. Das möchten wir als solches nochmal betonen. Elon Musk steht u. a. für seinen Führungsstil, den Umgang mit seinen Mitarbeitenden sowie für etliche seiner öffentlichen Äußerungen in der Kritik. Außerdem werden an einigen Stellen seine ambitionierten Projekte und sprunghaften Entscheidungen hinterfragt, die für wirtschaftliche Instabilität innerhalb seiner Unternehmen sorgen. Daher ist eine gewisse Portion Skepsis sicherlich angebracht: Sowohl die Person Elon Musk, die von Joe hauptsächlich als Innovator vorgestellt wird, als auch die abgeleiteten Annahmen über sein Verhalten sind daher sicherlich diskussionswürdig.

Bei aller Provokation bieten diese Thesen jedoch die Möglichkeit, eine neue Perspektive kennenzulernen und eine eigene, reflektierte Position zu beziehen. Genau so wurde am Automotive Day verfahren: In vielen Sessions gab es Rückgriffe auf diesen ersten Talk. Als Resultat konnten die Teilnehmenden differenzieren, wo sie Potenzial sahen, welche Punkte sie nachvollziehen konnten und wo sie sich ganz klar abgrenzen und von den Thesen und Praktiken unterscheiden wollten.

Weiterführende Informationen

Unser 1. Automotive Day: Ein Blick in den Rückspiegel
Unser 1. Automotive-Day-Ticker: Fühle den Puls der Automobil-Branche!
Stimmen zum Automotive Day 2024 – über Stimmung, Agilität, Austausch

 

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